Wenn man bei uns von jemandem weg geht, wird der Abschied meist fast schon tragisch in die Länge gezogen, mit Umarmungen und langen Abschiedsreden. Die Chinesen sagen Tschüss 在见 (wenn überhaupt) und sind weg.
Wenn man in China abends zusammen essen geht, sitzen alle gemeinsam an einem runden Tisch. Es werden nacheinander leckere Gerichte aufgetischt und auch ein paar Trinkrunden gedreht. Wenn jedoch der letzte Happen gegessen ist, erheben sich die Gäste mit einem Schlag, und brechen auf. Das gilt sogar für Hochzeitsessen. Auch diese sind spätestens um 9 Uhr abends zu Ende. Stundenlanges Diskutieren und Weintrinken bis tief in die Nacht ist da nicht vorgesehen.
Fährt man mit dem Bus in die Stadt, stehen kurz vor der Ankunft alle Fahrgäste schlagartig auf und drängeln zum Ausgang, so dass man eigentlich keine Chance hat, rauszukommen, bevor nicht alle ausgestiegen sind.
Ich erinnere mich noch gut an das erste Mal, als ich dieses Phänomen bemerkt hatte, vor 12 Jahren in Chengdu. Da wurden regelmässig am Wochenende in einem kleinen Saal alte Filme vorgeführt. Einer davon war Casablanca, den ich mir endlich mal anschauen wollte, auch wenn nur mit chinesischen Untertiteln. Der Film war gut. Nur leider, als es zur Hauptpointe kommen sollte, waren alle Zuschauer schon aufgestanden und strömten dem Ausgang zu. Auch wieder nichts mit sentimentalem Dasitzen und gedankenverlorenem den Film auf sich wirken lassen. Sollte Sam doch selber nochmals spielen. Die Chinesen hatten sich schon wieder dem nächsten Ereignis zugewendet.
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